Die Gelassenheit der Lateinamerikaner scheint ansteckend zu sein, was nicht nur Vorteile mit sich bringt, beispielsweise wenn man für den kurzen Flug von Panama nach Costa Rica einchecken will und am Check-In nach einem Ausreiseticket aus Costa Rica gefragt wird, man jedoch mangels Vorbereitung kein solches vorweisen kann. Aber wird befinden uns glücklicherweise ja noch immer in Lateinamerika, weshalb uns die Dame am Check-In Schalter kurz mal eben ihren Computer überliess, damit wir noch einen Flug von Costa Rica nach Mexiko buchen konnten.
Ebenfalls etwas unvorbereitet trafen wir kurze Zeit später in Costa Rica ein, wo derzeit gerade Hochsaison herrscht. Unser ursprünglicher Plan sah daher vor, dass wir dem Touristenansturm entfliehen und mehr oder weniger direkt nach Nicaragua weiterreisen. Wir liessen uns jedoch relativ schnell davon überzeugen, auf dem Weg in Richtung Norden doch noch etwas von Costa Ricas Naturschönheit mitzunehmen und so suchten wir am zweiten Tag unseres Aufenthaltes in der Hauptstadt San José den nahegelegenen Vulkan Poás auf. Da der Bus zu unserer Überraschung fast bis zum höchsten Punkt des Vulkans hochfuhr, stellte sich die Wanderung zum Krater als weit weniger anstrengend heraus, als wir befürchtet bzw. erwartet hätten. Der erste und spektakulärere der beiden Krater präsentierte sich als grün schimmernder See, umgeben von vielfarbigem Gestein, eingebettet in einem Meer aus flauschigen Wolken. Der Wanderweg führte anschliessend durch dichtbesiedelten Wald zum zweiten Kratersee, welcher sich – da nicht mehr aktiv – nicht von einem gewöhnlichen See unterscheidet.
Am nächsten Tag wurden wir am frühen Morgen in unserem Hostel abgeholt und nach Limon im Osten Costa Ricas gebracht, wo eine der schönsten River Rafting Strecken der Welt auf uns wartete. Die rund vierstündige Fahrt auf dem Pacuare Fluss bot nebst ordentlich Action (Stufe vier) auch genügend ruhigere Phasen, in welchen wir die wunderschöne tropische Vegetation geniessen konnten, welche schon als Kulisse im Film Jurassic Park gedient hat. Nach einer Übernachtung in La Fortuna stand ein weiterer Vulkan auf unserem Programm, diesmal führte jedoch kein Bus bis zum Gipfel, auch wenn wir uns das zumindest phasenweise gewünscht hätten. Der Begriff “extreme hiking” war uns vor dem Aufstieg auf den “Cerro Chato” noch unbekannt, mittlerweile wissen wir, dass er für eine Mischung aus Wandern, klettern und Schlammringen stehen muss. Auf dem Gipfel bot ein Kratersee immerhin die Möglichkeit, sich von Schlamm-, Schweiss- und Blutspuren zu befreien, wenngleich diese auch beim Abstieg wieder aufgefrischt wurden.
Nachdem wir auf dem Land- und Seeweg nach Monteverde gereist sind, stand der Folgetag ganz im Zeichen der Erholung und dem Genuss von Kaffeelikör mit der River Rafting Crew, bestehend aus einem schwedischen Pärchen und einem sieben Jahre vor der Pensionierung stehenden Feuerwehrmann aus New York – dies wohlgemerkt im Alter von 30 Jahren. Bekannt ist Monteverde in erster Linie aufgrund des dort beheimateten Nebelwaldes, wobei wir vermehrt auf Regen und vorallem Wind trafen, denn auf Nebel. Nichtsdestotrotz bot der Wald einen wunderbaren Anblick, in welchem sich Regenbogen in voller Pracht zwischen den verschieden Waldabschnitten präsentierten. Den Wald erkundschafteten wir meist einige Meter über dem Boden, an Drahtseilend hängend. Nebst dem gewönhlichen Ziplining durch den Nebelwald wurde die Adrenalinproduktion noch bei einem “Tarzan-Schwung” angeregt, bei welchem man sich rund 15 Meter in die Tiefe stürzte. Als krönender Abschluss ging es dann zurück ans Drahtseil, diesmal jedoch mit dem Gesicht in Richtung Boden gerichtet. In Superman-Position flogen wir am 1.5 km langen Seil zurück zum Ausgangspunkt, wo ein weiteres Highlight auf die Nimmersatten unter uns wartete. Beim höchsten Bungee-Jump Lateinamerikas hiess es allen Mut zusammenzunehmen und sich aus einer kleinen Gondel 143 Meter in die Tiefe zu Stürzen, wofür man mit einem unbeschreiblichen Gefühlsmix aus Angst, Freiheit und Erleichterung belohnt wurde und einem Glücksgefühl, welches noch lange anhalten sollte!
Mittlerweile haben wir die Schweiz Zentralamerikas bereits wieder verlassen, werden Costa Rica allerdings in sehr guter Erinnerung behalten. Die wunderschöne Landschaft, tolle Leute – Einheimische und vorallem unsere River Rafting Crew – und viel Action machten den Aufenthalt in diesem Land zu einem super Erlebnis.
Hi Michi
Hab Deinen Link von Ste erhalten, der mich zum Jahresauftakt freundlicherweise zum Lunch einlud.
Wie Du weisst, sind mir einige Deiner Destinationen bekannt; entweder aufgrund von Famile und Bekannten oder aufgrund meiner stetig wachsenden Stiftungsarbeit (El Salvador, Guatemala, Peru, Kolumbien).
Wie ich sehe, geniesst Ihr diese Auszeit – gut so! Denn Reisen, v.a. in unbekannte Gefilde, öffnet den Horizont, bildet, erhöht die Gelassenheit, fördert die Fantasie und relativiert Vieles. M.a.W.: Reisen ist eine der besten Schulen – das merkt man ja bereits am anregenden Schreibstil von Dir!
Melde Dich, wenn Du wieder zurück bist – bspw. für ein Bier or so. Bis dahin, geniesst die Zeit weiterhin in vollen Zügen, or as I love to say to my 890 scholars & alumni:
«stay hungry, stay foolish».
Herzlich,
Ricardo
Hossa Reisende!
Ich finds ja super, dass die on-tour.ch-Page in einem neuen, frischen Design daherkommt und sie nun – nach «etwas» längerer «Auszeit» – auch wieder aktualisiert wird. Spannend ist’s selbsterklärend ebenfalls, ständig neue, bild- und textliche, Impressionen aus fernen Ländereien in die heimische Stube geliefert zu erhalten. ABER: Als on-tour’ler der ersten Stunde vermisse ich den «alten» Stoff. Wo kann ich beispielsweise die – mindestens genauso hochstehenden! – Erlebnisbildberichte der Bahnausflüge ins Norddeutsche nachgucken? Irgendwie lassen die sich nicht mehr finden auf der Seite…!??
Greez from Lucerne 😉